Montag, 6. August 2018

Super Ape!


Reggae und sein wunderbarer Zwillingsbruder Dub sind für uns Stoner ja sowas wie eine ständige Offenbarung. Zu den lieblichen Messages von Friede und Liebe und dem Lobpreis des Ganjas gesellt sich dieser unwiderstehliche karibische Laidback-Rhythmus; und bei vielen Reggae-Produktionen auch soundtechnische Experimente, die unser High engültig in schwindelerregende Höhen treiben. Unter all den wunderbaren Produzenten (von Prince Jammy bis Scientist) ist das Werk von Lee “Scratch” Perry natürlich the REAL real thing. Der seit vielen Jahren in der Schweiz angesiedelte Jamaikaner ist inzwischen stolze 82 Jahre alt, seiner Kreativität und seinem (wohldosierten) Wahnsinn tut das aber selbstverständlich keinen Abbruch.

Perrys Output ist bekanntlich ein Fass ohne Boden; in diversen sozialen Medien führen die Diskussionen über seine besten Werke regelmässig zu leidenschaftlichen Streitgesprächen. Euer Bloghost hier verehrt ganz besonders die Werke, die mit Kung Fu (inspiriert von Bruce Lee-Filmen ) und King Kong zu tun haben. Der heißgeliebteste Monsteraffe der Popkultur wird bei Perry zum Super Ape und hat für drei Releases gesorgt, die ich hier in aller gebotenen Kürze angemessen lobpreisen möchte.

Super Ape (1976, Island Records)

1976 war ein wirklich gutes Jahr für Perry: Die von ihm produzierte Max Romeo-Single “War in a Babylon” war dermassen erfolgreich, das sie ihm das Tor zum erfolgreichen Label Island Records öffnete. Die damit einhergehenden finanziellen Mittel wurden gleich für neues Equipment und eine Einspielung investiert, die den Meister auf der Höhe seines Könnens zeigt. Perrys “Hausband” The Upsetters spielte und sang insgesamt zehn Tracks ein, die anschließend die besondere Behandlung durch das Mischpult und die Effekte des Mixmasters erfuhren. Super Ape ist eines der interessanten Beispiele, wie ein spezielles Studio für einen Klang sorgt, den man jederzeit und überall identifizieren kann: Das Black Ark-Studio von Perry klingt nach einem dicken, superbequemen fliegenden Teppich, der den geneigten Stoner mittels unglaublicher Halleffekte in alle möglichen und unmöglichen Ecken eines unendlichen Klang-Multiversums transportiert. Und nebenbei ist die Musik so unglaublich entspannt und doch so groovy. Höchst infektiös!


The Return of the Super Ape (1978, Cleopatra Records)

Der Nachfolger von Super Ape beginnt mit einem süßen, kleinen Liedchen (”Dyon-Anaswa”), von dem man sich aber nicht täuschen lassen sollte, den bereits der zweite Track taucht uns ganz tief in psychedelische Gewässer. Es grunzt, es muht, es dampft, zischt, es brodelt. Immer wieder tauchen sinistre gesprochene Botschaften des Meisters auf, vermutlich nicht für menschliche Zuhörer bestimmt, sondern als keynote adress an die vielen bösen Dämonen, die Mr. Perry ja immer in Schach halten muß. Das scheint allerdings leider nicht gereicht zu haben, denn bald nach der Aufnahme von “The Return of the Super Ape” hat er dann sein Black Ark Studio niedergebrannt (weil es von Satan infiziert war).


Super Ape Returns To Conquer (2017, Subatomic Sound)

41 Jahre nach dem Release von Super Ape kehrt der inzwischen über 80-jährige Lee Perry zu seinem Originalalbum zurück, und er tut das auf sehr originelle Weise. Das Subatomic Sound System aus New York (das ja schon länger als Backing Band bei seinen Liveauftritten fungiert) hat die Tracks aus dem Originalalbum neu eingespielt (incl. damals unveröffenlichter Tracks, Skizzen, Ideen etc.), und Perry hat zusammen mit dem Produzenten Emch in seinem New Ark-Studio in Jamaica die finalen Akzente gesetzt - sehr sparsam, muß man löblicherweise bemerken, seine doch schon etwas wacklige Stimme wurde nur ganz gezielt verwendet. Die Irritation über diese supercleane, digitale Produktion muß man erstmals überwinden; dann versteht man aber, das dies ein grandioser Weg ist, die Magie des Super-Affen in das 21. Jahrhundert zu überführen. Super Ape wird ewig leben!


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