Sonntag, 15. Juli 2018

In den Katakomben des Doom

Im Sommer, bei richtig heißen Temperaturen verschwinden lichtscheue Gestalten wie euer Nachtmahr Dr. Nachtstrom gerne im Untergrund. Da gewandet er seinen voluminösen Luxuskörper in eine verschlissene, schwarze Kutte und steigt, ausgestattet mit einer flackernden Kerze, die schlüpfrigen Stufen hinunter in die lichtlosen, muffigen Gewölbe und Katakomben, in denen die anderen lichtscheuen Gestalten dem ewigen DOOM huldigen.


An dieser mächtigsten Spielart des Heavy Metal kratzt keine der vielen Veränderungen des allgemeinen Musikgschmacks; Trends und Versuche der Vereinnahmung prallen ab wie an härtestem Granit.



Dieser schwarze und in seinen spirituellen Dimensionen unfassbare Musik-Monolith erlaubt die Verehrung und die Kunde seiner subsonischen Botschaft nur innerhalb eng definierter Grenzen. Die ersten vier Black Sabbath-Releases sind zugleich altes und neues Testament; in seiner unfassbaren Gnade erlaubt der dunkle Herr seinen Jüngern aber, sich in verschiedenen Kongregationen zu versammeln und diesen auch schöne Namen zu geben: Traditional Doom, Epic Doom, Stoner Doom, Sludge, Funeral Doom, ja sogar die Untiefen der Ozeane dürfen gepriesen werden mit dem wunderbaren Nautic Doom. ¹



              
                        
Und wenn die Brüder und Schwestern müde sind vom ewigen Verkünden des schwarzen Gospels, ist es ihnen erlaubt, sich zu den ewigen Klanghallen des Drone Doom in ihre Gräber zu legen und in den unruhigen Schlaf der Untoten zu verfallen, bis das Wort wieder von neuem erhallen muß aus den tiefsten Tiefen bis in die Welt der Lebenden hinauf; dann durchstoßen blutige Krallen und Klauen morsche Grabdeckel und wühlen sich durch feuchtes, wurmiges Erdreich nach draussen.



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Aber habt keine Angst, Kinder der Sonne und des Lichts: Wir wollen euch nichts tun, wir suchen und gieren nicht nach frischem Blut. Denn seit der dunkle Herr Ende der 1960er-Jahre beschloss, die ersten Apostel mit SEINEM schwarzen Wort in die Welt zu schicken, ist an Jüngern nie ein Mangel gewesen.

 

Denn der Herr gibt den Seinen: Wer einmal vom schwarzen Wein gekostet hat, vom verdorbenen Brot gegessen, der möchte nur mehr mit Hingabe die Lyra spielen wie Nero vor dem brennenden Rom und voller Inbrunst vom Unglück der Welt und der nutzlosen Menschenkinder in ihr künden - so lange bis die alten Götter aus ihrem Schlaf erwachen und wieder den Platz einnehmen, der auschließlich der ihre war, vor unzähligen Äonen.

 

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¹ https://en.wikipedia.org/wiki/Doom_metal

Anm.: Das entsprechende Mixtape zu diesem Text gibt es am Mittwoch, dem 18.07. ab 22.00 im House of Pain auf Radio FM4 zu hören, die Sendung ist dann 7 Tage lang als Stream auf der Homepage des Senders abrufbar. Nähere Infos zu unseren Sendungen immer hier.

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